Lediglich die Dominanz überrascht“

Steinbachs Trainer Ante Markesic über die Hintergründe des sensationellen Saisonstarts

 

  

STEINBACH Der SV Steinbach ist das Maß aller Dinge in der Fußball-Bezirksoberliga: Der Neuling gewann bisher alle neun Spiele bei einem schier unglaublichen Torverhältnis von 43:2. Heute gastiert der Tabellenzweite Rothemann in Steinbach. SVS-Spielertrainer Ante Markesic (37), einst Profi bei Rot-Weiß Erfurt und Dynamo Dresden, sprach mit unserer Zeitung über die Hintergründe des Erfolgs.

 

Frage: Wie überrascht sind Sie vom sensationellen Start Ihrer Mannschaft?

Markesic: Ehrlich gesagt nicht sonderlich. Was überrascht ist lediglich die Dominanz. Aber ich hatte meiner Mannschaft schon vorher zugetraut, dass wir ganz vorne mitspielen können.

 

Frage: Verraten Sie uns das Erfolgsgeheimnis?

Markesic: Ganz wichtig ist, dass die Spieler durchweg gut erzogen sind – das meine ich fußballerisch, aber vor allem auch menschlich. Die Jungs haben Respekt vor dem Alter. Dazu kommt eine gehörige Portion Ehrgeiz. Jeder will etwas erreichen. Wenn ich der Mannschaft sagen würde, dass morgen um Mitternacht Training ist, dann würden alle geschlossen kommen. Darauf wette ich.

 

Frage: Es gibt nicht wenige die der Überzeugung sind, dass der SV Steinbach den attraktivsten und modernsten Fußball im ganzen Bezirk spielt. Noch vor den Ober- und Landesligisten.

Markesic: Was mich freut ist, dass ich diese Anerkennung und Einschätzung auch von vielen Fachleuten bekomme. Was wir spielen, das hat was mit Fußball zu tun. Und ehrlich gesagt: Das erwarte ich auch.

 

Frage: Was überrascht, ist die kurze Dauer, die Ihr Team benötigt hat, um das 4-4-2 nahezu perfekt umzusetzen.

Markesic: Im Training lege ich unheimlich viel Wert auf das Einstudieren der Spielformen. Das sieht von außen so einfach aus – ist es aber nicht. Mein Vorteil dabei ist, dass ich es den Jungs als Spielertrainer vormachen kann. Aber was heißt perfekt? Dieses System spielt niemand perfekt, weil es unglaublich viele Möglichkeiten öffnet.

 

Frage: Haben Sie keine Angst, dass Ihnen die höherklassigen Vereine bald Leute wie die Außenverteidiger Terentew oder Grosch weglocken wollen?

Markesic: Ganz ehrlich? Da habe ich null Prozent Angst. Ich merke doch, wie es den Jungs miteinander Spaß macht. Sicher ist, dass Angebote kommen werden. Dann werde ich den Spielern sagen: ‚Mach es, wenn du es unbedingt versuchen willst.‘ Schließlich habe ich es ja auch gemacht. Und dennoch bin ich sicher, dass Sie alle in Steinbach bleiben.

 

Frage: Das Sensationelle an der Bilanz ist, dass Steinbach im gesamten Kalenderjahr 2007 erst vier Gegentore hinnehmen musste.

Markesic: Wenn ich dann noch nachdenke, was wir für Tore gekriegt haben… Naja. Wichtig ist, dass ich als Trainer immer wieder neue Reize setze. So versuche ich meiner Mannschaft immer wieder mein Lebensmotto rüber zu bringen, das lautet: Wer aufhört besser zu werden, der hat schon aufgehört gut zu sein.

 

Frage: Wie würden Mannschaft und Umfeld auf eine ungewohnte Erfahrung wie zwei, drei Niederlagen in Serie reagieren?

Markesic: Bei aller Bescheidenheit: Selbst wenn das passieren würde, käme keine Unruhe auf. Mir wäre es sogar fast egal.

 

Frage: Wie bitte?

Markesic: Ja, das meine ich wirklich so. Mir ist gar nicht so wichtig, wie das Ergebnis aussieht. Mein Ziel ist es, den Zuschauern schönen Fußball zu zeigen. So komisch es sich anhört: Die besten Spiele unter meiner Leitung waren die beiden Niederlagen in der Bezirksliga gegen Borussia Fulda II. Das war Fußball. Da geht einem das Herz auf. Danach gehen die Zuschauer zufrieden nach Hause.

 

Frage: Zum Abschluss noch ein Tipp für das heutige Spiel. Wie wäre es mit einem 2:2. Dann bliebe die Liga spannend und alle wären zufrieden?

Markesic: Wir wollen gewinnen, aber mir ist ein attraktives Spiel wirklich wichtiger als der Sieg. Und ganz ehrlich? Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass wir zwei Tore kassieren. Dafür haben wir viel zu viel Respekt vor dem Gegner aus Rothemann. 

 

08.09.2007 Fuldaer Zeitung - Interview FZ-Reporter Ralph Kraus mit Ante Markesic